Kierspe-Rönsahl (NRW) Die Sanierung des 1838 erbauten Herrenhauses war in vollem Gange, da brannte der Dachstuhl des historischen Gebäudes lichterloh. Die betreuende Architektin steht als freiwillige Feuerwehrfrau fassungslos vor den Flammen. Möglicherweise ist das Haus nicht mehr zu retten. Einsturz oder Abriss drohen!
Dachstuhl brannte in voller Ausdehnung
Historische Villa wurde Raub der Flammen - Großeinsatz für die Feuerwehr
Besitzer spricht von vorsätzlicher Brandstiftung
Foto: 7aktuell.de | Markus Klümper
Als die dringend benötigte Drehleiter aus Meinerzhagen in Rönsahl eintraf, brannte der Dachstuhl des altehrwürdigen Hauses bereits in voller Ausdehnung. Ein Anblick, der besonders bei zwei Personen für Fassungslosigkeit sorgte: Den Besitzer, der das "Haus Buchholz" vor etwa einem Jahr kaufte und umbauen wollte. Und die Architektin, die das Projekt, bei dem das historische Gebäude in mehrere Wohnungen und eine Arztpraxis aufgeteilt werden sollte, mit viel Herzblut betreute. Kein leichtes Unterfangen, denn das im Jahre 1838 erbaute Herrenhaus stand unter Denkmalschutz. Viele bauliche und gestalterische Elemente im Innern waren erhaltenswert. Hier galt es, marode Bausubstand zu stabilisieren, moderne Sicherheitsbestimmungen zu berücksichtigen und dabei auch noch den alten Stil wieder herzurichten. Die Flammen machten diese Pläne zunichte, übrig blieb nur noch Hoffen und Bangen, dass das Gebäude nicht einstürzt oder gar abgerissen werden muss. Selbst die massiv gemauerten Aussenwände wurden vom Löschwasser bedroht, da hier viel Lehm als Baustoff enthalten ist. Der Architektin, die in erster Linie als freiwillige Feuerwehrfrau vor Ort war, blieb nichts anderes übrig, als ihren Kameradinnen und Kameraden die Bauweise des Hauses zu erklären, und warum es keinesfalls betreten werden darf. Innenangriffe waren absolut tabu.
Die Feuerwehr konnte daher nur aussen mit viel Wasser angreifen. Und nachalarmieren sowie um überörtliche Hilfe bitten: Der Rönsahler Löschzug 3 wurde gegen 23 Uhr zu einem "Entstehungsbrand im Dachstuhl" gerufen. Bei Eintreffen der ersten Kräfte wurde schnell klar, welche Dimensionen der Einsatz annehmen wird. Sofort wurde auf "Feuer 2" erhöht, der Löschzug Stadtmitte rückte aus. Dessen Einsatzgruppe 2 hatte eben erst einen Einsatz abgearbeitet, einen Kaminbrand in der Humecke. Ausserdem rückte aus Wipperfürth die Löschgruppe Klaswipper an, direkt an der Kreisgrenze hat gegenseitige Unterstützung sowieso Tradition. Aus dem benachbarten Marienheide kam der Teleskop-Gelenkmast, somit konnte aus einem zweiten Korb gelöscht werden. Später fuhr eine neue "Drohnen"-Einheit ihren ersten Einsatz: Die Meinerzhagener Löschgruppe Lengelscheid verfügt neuerdings über eine "fliegende Wärmebildkamera". Damit konnten aus der Luft Glutnester in dem Dachstuhl aufgespürt werden. "Diese sind dann gezielt mit sehr viel Wasser abgelöscht worden" berichtet Feuerwehr-Pressesprecher Christian Schwanke. Somit verfügt nun auch der Südkreis über solche Einheit, was die Feuerwehr Nachrodt-Wiblingwerde deutlich entlasten dürfte.
Die rund 70 Einsatzkräfte - darunter auch neun Helferinnen und Helfer des DRK Kierspe - hatten bis in die frühen Morgenstunden alle Hände voll zu tun: "Um etwa 4 Uhr war das Feuer aus und wir konnten allmählich abrücken", so Schwanke. Gut eine Stunde später konnte auch die Vollsperrung der Hauptstraße wieder aufgehoben werden. Bereits nach zwei Stunden, gegen 1 Uhr, schienen die Feuerwehrleute die Flammen weitgehend zurückgedrängt zu haben, doch der Eindruck täuschte. Immerhin ist das Feuer nicht auf die unteren Etagen übergeschlagen. Doch das ist nur ein schwacher Trost, denn allein das Löschwasser wird erfahrungsgemäß zu immensen Schäden geführt haben. Immerhin blieb es bei der ersten Einschätzung, dass niemand zu Schaden gekommen ist.
Mit mehreren Angriffstrupps, teilweise unter schwerem Atemschutz, mussten Wehrleute das Feuer von aussen bekämpfen. Das geschah teilweise vom Boden aus. Doch auch hier war Vorsicht geboten. Nach eindringlicher Warnung durch die Feuerwehrfrau und Architektin musste mit herabfallenden Gebäudeteilen gerechnet werden, ohnehin stürzten ständig Ziegel aus dem erst unlängst komplett modernisierten Dach herunter.
Bereits frühzeitig kamen Gerüchte zur Brandursache auf. Die wird durch die Polizei ermittelt werden, doch wann deren Brandexperten mit ihrer Arbeit beginnen, ist fraglich. Die Fragilität des Gebäudes wird die Ursachensuche wohl deutlich erschweren. Der Besitzer des Hauses erklärt, er gehe von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Eine These, die seitens der Feuerwehr tatsächlich nicht ausgeschlossen wird. Zwar hält man sich mit Einschätzungen grundsätzlich zurück, sofern nicht beispielsweise eine eindeutige technische Ursache vorliegt. Doch dieser Fall ist auch aus Sicht der Feuerwehr merkwürdig: "Das Haus wird gerade entkernt, Handwerker waren da seit dem Freitag nicht mehr im Gebäude, und es gibt dort weder Strom, Gas oder Wasser", gibt Feuerwehrpressesprecher Schwanke zu bedenken. Für eine andere Ursache als Brandstiftung liegen derzeit keine augenscheinlichen Indizien vor. Die müsse allerdings auch nicht vorsätzlich gewesen sein. Auch fahrlässige Brandstiftung kann verheerende Folgen haben. Hier muss also die Polizei Licht ins Dunkel bringen.
Als die letzten Einsatzkräfte am Sonntagmorgen gegen 5 Uhr abrückten, stand das "Haus Buchholz" zumindest noch. Die Brandruine steht direkt an der Hauptstraße und somit täglich im Blickfeld der Rönsahler und damit Gesprächsthema bleiben. (Text und Fotos: Markus Klümper)